Text
zur Einweihung Harrislee am 27. Oktober 2002
Im
Gutachten des Orgelbausachverständigen der NEK, KMD Immo Wesnigk,
wird In der Einleitung das klangliche und technische Konzept einer neu
zu erstellenden Orgel so formuliert:
„ Es ist der Wunsch der
Kirchengemeinde, für ihre Gottesdienste und kirchenmusikalischen Veranstaltungen
eine Orgel in ihrer Kirche zu besitzen, auf der anspruchsvolle Orgelmusik
dargestellt werden kann. Es richtet sich natürlich die Art, wie dieser
Wunsch zu erfüllen sein wird, nach der Größe des Kirchenraums
und dem für die Orgel zur Verfügung stehenden Aufstellungsplatz.
Wichtig ist es, ein sehr
charakteristisches Orgelwerk zu bauen, welches in dem fast kammermusikalischen
Rahmen, den der aparte Kirchenraum bietet, dem Organisten das Spiel eines
gewichtigen Teils der Orgelliteratur in besonderer, eben ganz charakteristischer
Art ermöglicht und in guter Weise ihm geradezu eingibt und auferlegt.
Es wäre falsch, eine verstümmelte -große Orgel- zu bauen.
Eine geglückte hervorragende Intonation des Pfeifenwerks der zu planenden
Orgel auf der Grundlage richtig bemessener Pfeifenmensuren und eine sensibel
reagierende Spieltraktur entscheiden über den Erfolg des Orgelbaus
in erster Linie. Darüber hinaus ist es wichtig, daß diese guten
Eigenschaften der neuen Orgel auch von Dauer sein werden “.
Im Sinne dieser Vorgabe wurde
im Seitzental (Nordschwarzwald) eine Orgel nach traditionellem Rezept gebaut:
Die äußere Gestalt
der Orgel folgt dem Expressionismus der 20iger Jahre, dem seltenen Baustil
der Versöhnungskirche in Harrislee. Obschon am Prospekt nicht unbedingt
sichtbar, ist das Pfeifenwerk sowohl des Haupt- als auch des Unterwerks
akustisch günstig in Terzen aufgestellt. Die Steuerung der Pfeifenventile
durch die Tasten und Registerzüge erfolgt auf mechanischem Wege und
ist dadurch sensibel und dauerhaft.
Die Orgelbaugeschichte der
mechanischen Schleifladenorgel brachte bezaubernde Beispiele hervor, die
im klanglichen und technischen Ergebnis in unseren Tagen nur mit dem Einsatz
aller Sinne und Fertigkeiten annähernd erreicht werden können.
Dieses Wissen der „Alten“ war Vorbild beim Bau der neuen Orgel. Deshalb
bekam Sie auch eine richtige Lunge, zwei Keilbälge, welche für
die Güte des von der Windmaschine erzeugten Windes sorgen. Baumaterial
war im Wesentlichen gewässerte Eiche vom Schönbuch für Gehäuse,
Technik und Holzpfeifen, Zinn und Blei mit Zutaten für die Metallpfeifen.
Die Metallpfeifen haben ausgedünnte Wandungen und alle Kerne, auch
die der Zinnpfeifen, sind von Blei.
Die Orgelbaumeister und
Orgelbauer (chronologisch nach Mitarbeit bei Johannes Rohlf) Manfred Zeller,
Peter Eckert, Mathias Jung, Tudor Roberts, Friedemann Seitz, Tobias Merkle,
Mathias Mebold und Sebald Endner benötigten für den Bau der Orgel
etwa 5.800 Arbeitsstunden. Die Werkstatt Rohlf ist der Kirchengemeinde
von Harrislee sehr verbunden und dankbar für das geschenkte Vertrauen
und wünscht der neuen Orgel
in der Versöhnungskirche ein lebendiges Zuhause.
Johannes Rohlf
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